Maria-Barbara-Katharina Kirche

Anno 1472 wurde in Schornbach eine Kapelle gestiftet -  auf dem Platz auf dem heute unsere Kirche gesteht. Sie wurde zu Ehren des Allmächtigen Gottes der Jungfrau Maria, wie auch den beiden Jungfrauen und Märtyrerinnen Barbara und Katharina geweiht und trägt daher den Namen Maria-Barbara-Katharina Kirche. Neben dem spätgotischen Taufstein, die über 400 Jahre alte Kanzel sowie eine der wenigen von Kirchenmusikdriektor H. Bornefeld erbauten Orgeln führen vieles Weitere durch die Geschichte der Krichengemeinde und Ihrer Kirche. Schauen Sie doch einfach mal bei einem Gottesdienst herein.

Kleiner Rundgang durch die Kirche in Schornbach

Glockengeläut der Maria-Barbara-Katharina Kirche

Video bei Youtube

Wer möchte kann sich das Geläut unserer Kirche auf Youtube anhören. Hier geht´s zum direkten Link.

Zur Geschichte unserer Kirche in Schornbach

Die Namen unserer Kirche

Wenn unsere Kirchen landauf und landab die Namen der Männer und Frauen tragen, die durch ihr Leben mitten unter den anderen dienend, aufopfernd und bekennend gelebt haben, so hat das seinen guten mahnenden Sinn bis in unsere heutige Zeit behalten. Unsere Kirche wurde 1472 zu Ehren des Allmächtigen Gottes der Jungfrau Maria, wie auch den beiden Jungfrauen und Märtyrerinnen Barbara und Katharina geweiht.

 

Was wissen wir über die drei Frauen?

 

Maria, die Mutter Jesu, bedarf keiner besonderen Hervorhebung. Sie ist uns durch die biblischen Berichte vertraut.

 

Anders ist es bei den beiden Märtyrerinnen.

 

Barbara. Die alte Kirche nahm Barbara unter die Zahl ihrer Heiligen auf, weil sie entgegen den Wünschen ihres Vaters Christin wurde. Große väterliche Liebesbeweise, wie auch grausame Strenge bis hin zur Geißelung und Gefangenschaft, konnten sie von ihrem Bekenntnis zu Christus nicht abbringen. Schließlich wurde sie von ihrem eigenen Vater durch das Schwert hingerichtet. - Ihr Zeichen ist ein Turm mit 3 Fenstern. Sie gilt in der Kirche als Adventsbotin; Kirschzweige, die man an ihrem Tage (4. Dezember) schneidet und ins Wasser stellt, blühen am Christtag.

 

Katharina. Aus fürstlichem Geschlecht stammend, hochgebildet war mit brennendem Eifer Christin. Als im Jahre 307 Kaiser Maximinus Alexandria besuchte, befahl er, daß jedermann bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Fest den Göttern opfern sollte. Katharina verweigerte nicht nur die Opferung, sondern legte vor dem Kaiser und dem Volk ein überzeugendes Bekenntnis zu Christus ab, durch das viele Christen gestärkt und andere, ja selbst heidnische Philosophen aus des Kaisers Gefolgschaft zum Glauben an Christus kamen.

 

Dieses Bekenntnis brachte ihr grausame Foltern. Sie sollte auf einem mit Sägen und Nägeln gesäumten Rad zu Tode geschleift werden. Ehe das grausame Werk ausgeführt werden konnte, wurde das Rad vom Blitz zerschlagen. Darauf befahl der Kaiser, sie dem Scharfrichter zu übergeben.

 

Die Namen aller Bekenner können und wollen eine ganz starke Hilfe für uns werden, in dem sie uns zeigen, welche Freiheit ein Mensch gewinnt gegenüber Machtansprüchen und Zwängen auf den verschiedensten Lebensgebieten, wenn er im Gehorsam Christi lebt. Die wahre Freiheit und die wahre Gebundenheit vermögen uns gerade auch die Frauen lehren, deren Namen unsere Kirche trägt.

 

 

 

1472 Die Kapelle

Taufstein

Zu den ältesten Zeugen der Geschichte unserer Kirche gehört der schöne mit schlichten Ornamenten versehene spätgotische Taufstein, wenn er nicht sogar, wie vermutet wird, bereits in der ersten Kapelle stand. Wievielen Menschen ist schon an ihm das dreifache Gnadenangebot Gottes gemacht worden:

 

ich will dein Gott und Vater sein ich will deine Schuld und Sünde verzeihen

 

ich will dich aufnehmen an Kindesstatt und zum Erben aller himmlischen Güter.

 

Wurde dieses Angebot Gottes auch immer genutzt?

 

Kanzel

Nicht nur als Schmuck ist aus dem Stein, der die Kanzel zu tragen hat, ein Engel vom Bildhauer herausgearbeitet worden, sondern auch als mahnendes Zeichen. Der Engel verkündet das Lob Gottes und ruft den Willen Gottes aus. Nichts anderes aber soll auf der Kanzel geschehen. Dazu ist sie im Jahr 1606 aufgerichtet worden und auch durch die Kanzelinschrift jedem, der auf ihr steht und predigt, verpflichtend auferlegt: » Diese Kantzel mit Ihrer Gestalte, Merk lieber Christ Als man je (hie) Tzzalte (zählte) 1606 Jar Nach Christi Geburt, In dieser Kirchen Aufgericht Wurd, Das (daß) Sie seie der Stand und Ort Darauf erschalle Das Gütliche Wort, In maßen Ezechiel (Hesekiel) In 2. Seiner Profecey Und In folgendem Spruch Ermanet Frey, Ezechiel am II. C (Kapitel) Du sollst ihnen mein Wort sagen."

 

Die heiligen Geräte

Was Gott uns durch sein Wort sagen läßt, das will er auch sichtbar bestätigen durch die Einladung zur Taufe und zum Abendmahl. Beides sind Zeichen der Zuwendung Gottes, in denen er uns seine Gegenwart, seine Gnade, seine Vergebung zuspricht.

 

Die silberne Hostiendose ist im Jahr 1722 von Andreas Staiger aus Stuttgart gestiftet worden. Der Deckel ist verziert mit einem Lamm, das uns hinweist auf Christus als das Lamm Gottes. Der ältere vergoldete Abendmahlskelch wurde im Jahre 1844 gestiftet. Die Taufkanne, die Taufschale und die kleine Abendmahlskanne konnten aus einer von König Wilhelm geschenkten Summe von 240 fl. 1856 gekauft werden, nachdem Einbrecher 1855 Geräte, darunter vermutlich den goldenen Kelch von 1642 weggenommen hatten.

 

 

1654 Steinbock'sche Stiftung

Daniel Steinbock ist am 8. Oktober 1579 in der Kirche in Schornbach, Schorndorfer Amts, getauft worden. Von seinen Eltern heißt es, sie seien "beide Gott ergeben" gewesen. Daniel Steinbock ging um 1590 von Schornbach aus in die Schorndorfer Lateinschule. Danach erlernte er in Rudersberg das Bäckerhandwerk. Er kam wohl auf der Wanderschaft nach Straßburg, heiratete dort die Tochter des reichen Gastwirts "Zum Falkenkeller" und wurde in den Geheimen Rat der Reichsstadt berufen. Er galt in seiner neuen Heimat als ein ebenso angesehener wie sehr vermögender Bürger.

 

Es war eine große Sache für die Gemeinde Schornbach, als ihr 6 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges von Daniel Steinbock 1000 Gulden vermacht wurden. Das Bild von der Anbetung der Weisen aus dem Morgenland in unserer Kirche erinnert an diese Stiftung. Die Inschriften sind

 

oben:

"Brich dem Hungrigen dein Brot und die, so im Elend sind, führe in dein Haus, wenn du einen nackend siehest, so kleide ihn und entzeuch dich nicht von deinem Fleisch Jes. 58 V. 7

 

links;

Liebes Kind laß den armen nicht noth leiden, und sey nit hart gegen dem dürfftigen syrach 4 V.1.

 

rechts:

Ehre den Herrn von deinem gutt und von den Erstlingen alles deines einkommens, prov. 3 (Sprudle 3 V. 9)

 

unten:

Anno l654 stiftet allhiesiger Kirch Schornbach der Ehrenwerte Hochachtbare Herr Daniel Steinbock des Raths in des heiligen röm. Reichs Freien Stadt Strasburg benantlich Ein Tausend Gulden jährlich den Zins davon an Kirch und Schul und die gemein Armuth allhier zu verwenden."

 

Renoviert Anno 1733 u. 1867

 

 

Armut in der Kirche

Neben der Stiftung von Daniel Steinbock wurden erfreulicherweise immer wieder Stiftungen gemacht, die für Arme, für Schulkinder und auch zur Beschaffung von Schulbüchern bestimmt waren. Die leidigen Inflationen und die ganze Entwicklung haben alle diese Stiftungen zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfen lassen.

 

In den Rescriptenbüchern finden wir lange Listen von Gemeindegliedern, die unterstützt wurden. Unter ihnen auch Familien, die besonderes Leid zu tragen hatten. So erhielt 1727 u. a. Michael Müller 8 fl für sein ohne "Arm" geborenes Kind und 1736 Max Beutel für 3 stumme Kinder und Jörg Rockenhäuser für seine blinde Tochter Unterstützung.

 

In den Pfarrberichten lesen wir auch davon, daß Schulkinder nach auswärts "verdingt" wurden, um etwas zu verdienen. Es wurde aber streng darauf gesehen (1806), daß sie dennoch die Schule besuchten. Im übrigen wird den Kindern Fleiß und Reinlichkeit bescheinigt und kein Kind sei "incorrigibles".

 

In jener Zeit war die Kindersterblichkeit besonders groß. 1801 wurden 10 Knaben und 17 Mädchen geboren. Im selben Jahr, so wird berichtet, sind aber 13 Kinder und 9 Erwachsene gestorben.

 

1722 Erweiterung der Kirche

Tafel zum Gedächtnis der Erweiterung der Kirche 1722.

 

"Dem Dreyeinigen Gott zur Heiligen Ehre Ungeheucheltem Dienst 1st diese Kirch zu Schornbach Anno: 1722 unter dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Eberhard Ludwig Hertzog zu Würtemberg und Teckh: Erbauet Erweytert und auf Bartolomäy Tag den 24. August: Seiner Göttlichen Maystät Eingeweihet und Geheiliget worden von Ihrer Hochwürden Herrn M: Joh. Leonhardt Reinfelder, Spezial zu Schorndorf, sub Ministerio M: Joh. Christoph Schumacher Pfarrers zu Schornbach. Schultheiß: u. Richter: Job. Wendel Beuttel. Michael Dreher. Jakob Hornung."

 

1732 Turmrenovierung

Der Turm, über dem Chor sich erhebend, stammt in seinem oberen Teil laut Inschrift aus dem Jahr 1732. Bemerkenswert ist das hübsche Holzfachwerk mit Galerie und der schlanke farbenreich schimmernde Helm, "beides den niederen Häusern des Dorfes in dem Talidyll trefflich angepaßt."

 

Turmuhr

Seit Jahrzehnten tut die Turmuhr treu ihren Dienst, zeigt die Stunden an und löst Stundenschlag und Gebetsläuten aus. Sie wurde 1891 von der Turmuhrenfabrik Bauer in Ludwigsburg für 850 Mark gekauft.

 

Renovierungen in der Neuzeit

1913/14

Eine größere Renovation erfuhr die Kirche in den Jahren 1913/14 mit einem Aufwand von 10 000,- RM. Sie wurde am Sonntag vor Kriegsausbruch, 26. Juli 1914, wieder eingeweiht.

 

1933

Eine weitere Renovierung unter Pfarrer Pressel war 1933 notwendig. Durch das undichte Kirchendach war Regenwasser in das Innere der Kirche gedrungen und hatte Schaden angerichtet. Wände und Bänke mußten neu gestrichen werden.

 

1965/67

Die letzte umfassende Erneuerung haben die meisten Gemeindeglieder selbst miterlebt. Nach einer längeren Bauzeit wurde die Kirche am 5. März 1967 in einem Predigtgottesdienst durch Dekan Brezger wieder in Gebrauch genommen.

 

Herr Pfarrer Holzapfel, der sich viel Mühe um die Renovierung gemacht hat, schreibt darüber: "Was in den hinter uns liegenden 25 Monaten immer wieder ganz unwahrscheinlich schien, ist nun doch Wirklichkeit geworden: Unsere Kirche, die am 20. Februar 1965 in ihrem Innern fast ihre ganze Einrichtung herausgerissen bekam (Bänke und Balken, Brüstungen, Bodenbretter und Türen, Altar und Taufstein, Öfen und Lichtleitungen), hat sie zum heutigen Tag alle wieder zurückerhalten in veränderter und - wie wir meinen - verschönter Gestalt und hat sich selbst dafür eine festlich neue und lebendige Gewandung angelegt (an den Wänden, an der Decke und auf dem Boden), um nun von heute an uns alle, für die sie dasteht und auf die sie wartet, aufzunehmen zu gesammeltem Dasein vor Gott, dem Vater Jesu Christi, der im Heiligen Geist für uns gegenwärtig ist und uns in die Nachfolge Jesu Christi ruft. Es war - wie wir meinen - ein langsames Sichbereiten, dem sich unsere Kirche - einst der allerseligsten Jungfrau Maria und den beiden heiligen Jungfrauen und Märtyrerinnen Barbara und Katharina geweiht - zum wer weiß wievielten Male unterzog. Sie war ja dabei angewiesen auf uns, die Kirchengemeinde in Schornbach und Buhlbronn, die im großen ganzen in stiller Teilnahme diese Verwandlung begleitete, um sich dann einmal von dem Ergebnis überraschen zu lassen. Die Erfahrung mit den Heinzelmännchen hat sie nicht gemacht. Starke und eifrige Männer haben an den beiden Samstagen vor Sexagesimä und Estomihi 1965 die Einrichtung im Innern abgebrochen und die Kirche ausgeräumt und dann noch in den Wochen vor Ostern ein vollständig neues Fundament gelegt. Aber späterhin galt es für jede Einzelheit: Alles wurde zuerst durch die innere Vorstellung und die behutsamen Gedanken der Bauleitung, der beiden Architekten Haag und Laichinger in Schorndorf, geformt. Und dann waren es die so vielfach beanspruchten Handwerkerhände, die jedem einzelnen Stück die Form und die Gestalt geben mußten, in der uns jetzt unsere Kirche erwartet und empfängt.

 

Das also hat sich in den 25 Monaten zugetragen, die hinter uns liegen. Darüber freuen wir uns heute. Es ist unsere alte, vielen unter uns lieb gewesene Kirche, in die wir nun eintreten. Aber sie hat ein neues Gewand, in das sie uns ruft und mit dem sie auf uns wartet. Ehe wir nun eintreten und den Gottesdienst dieses Sonntags Lätare feiern, singen wir mit den Posaunen: Tut mir auf die schöne Pforte..."

 

Nachdem nun auch der Kirchplatz hergerichtet ist und nach langen Jahren des Wartens eine schöne neue Orgel erstellt werden konnte, ist die Renovierung abgeschlossen.

 

Unsere Kirche mit ihren mancherlei Erweiterungen und Renovierungen bis herein in unsere Tage war - weit mehr als dies auf zuzeigen möglich ist - wesentlicher Bestandteil im Leben der Gemeinde. Ihre Geschichte zeigt, daß immer Menschen da waren, die erkannt haben, wie notwendig die Kirche ist, weil ohne Gott und ohne sein Wort unser Leben Sinn und Ziel verliert. Aus der Sorge um den Dienst des Evangeliums haben sie gehandelt. So übernehmen wir es als Verpflichtung, was in einer Urkunde vom Jahre 1672 zu lesen ist:

 

"Ihr Nachfahren, wenn ihr in künftigen Zeiten die Frucht dieser Arbeit genießet, so gedenket unserer mit dankbarem Sinn.

 

Unseren Glauben gebt euren Nachkommen weiter und wartet wachend auf den Richter der Lebendigen und der Toten - vor dem ihr einst mit uns stehen werdet."

 

 

Die Orgel

Die folgende Aufstellung über Spenden und Ausgaben läßt uns wissen, daß 1727 eine Orgel für die Kirche gekauft wurde.

 

Rechnung über der Commun Erkaufter Orgel, was deswegen freiwillig von der Bürgerschaft gestiftet eingenommen und ausgegeben worden

 

Anno 1727

 

52.Gulden 10

 

Einnahmen gestiftet (72 Geber)

 

Ausgaben: Geld

 

Herr Johann Christoph Herter, Orgelmacher zu Schwäbisch Gmünd hat vor die nunmehr bei uns stehende Orgel ad accord empfangen 40 Gulden Verehrung für ihn l "30 X" und für sein Sohn auf rich-terl Disposition.

 

Dem Schreiner Samuel Stollen mußte vor den Boden, worauf die Orgel steht, samt anderem laut Zettels zu Lohn bezahlt werden 2 Herr Schultheiß Wendelin Beutel hat das Holz zum Boden hergegeben und zwar 30 Schuh a l X

 

Dem Schlosser Georg Christoph Strübel von Schorndorf ist bezahlt worden vor l Umhang strüger?, etlicher . . . und die Band an der Orgel H. Greiner vor 8 ehern Zeug, Briem, Negel, Draht u.a. 2 " 20 X Dem Müller vor 4 Bretter a 5 X 20 X

 

Diese Orgel, über deren Beschaffenheit und Größe nichtsmitgeteilt wird, kam der Gemeinde zusammen mit den Nebenkosten auf 65 Gulden und 12 Kreuzer zu stehen. Ob sie bereits eine Vorgängerin hatte, ist nicht bekannt.

 

Die bisherige Orgel mit 9 Registern wurde nach dem Entwurf des königlichen Konsistorial-Orgel-Revidenten Prof. R. Seyerlein, Stuttgart im Jahre 1895 durch die Orgelbaufirma Gebr. Link, in Giengen a. d. Brenz, gebaut. Die Kosten für die Orgel betrugen 2 300,- Mark.

 

 

Die neue Orgel

"Gut Ding will Weile haben" heißt ein Sprichwort, das auch auf die neue Schornbacher Orgel zutrifft. Schon seit langen Jahren machte man sich im Kirchengemeinderat Gedanken über eine Verbesserung der kirchenmusikalischen Verhältnisse. Der Zustand der alten, aus dem Jahr 1895 stammenden Orgel, gab in baulicher, klanglicher und aufstellungstechnischer Hinsicht immer wieder Anlaß zu Beanstandungen. Es zeigte sich, daß den grundsätzlichen Mängeln mit Reparaturen nicht beizukommen war, und so entschloß sich der Kirchengemeinderat nach eingehenden Beratungen, dem Gutachten des damaligen Orgelsachverständigen, Herrn Kirchenmusikdirektor Walther Lutz (Stuttgart), zu folgen und die Anschaffung einer neuen Orgel ins Auge zu fassen.

 

Nachdem bei der gelungenen Kirchenrenovierung 1965/67 die alte Orgelempore ausgebaut und damit der Chorraum mit seinem Kreuzgewölbe wieder frei wurde, ergaben sich für die Orgel zwei Aufstellungsmöglichkeiten: entweder auf der Seitenempore vorne beim Chorbogen oder an der Rückwand des Chores. Die Entscheidung fiel für die Choraufstellung, wobei allerdings die Zustellung des Ostfensters in Kauf genommen werden mußte. Dieser "Verlust" ist jedoch leicht zu verschmerzen, wenn man bedenkt, daß für die Innenansicht der neue Orgelprospekt einen raumfüllenden Schmuck bildet und daß das Ostfenster für die Außenansicht ja erhalten bleibt.

 

Kirchenmusikdirektor Helmut Bornefeld (Heidenheim), der 1965 mit der Planung beauftragt wurde, zeichnete drei Prospektentwürfe für eine zweimanualige Orgel: den l. mit der Anordnung Hauptwerk / Rückpositiv / Pedal (symmetrisch), den 2. mit Hauptwerk / Oberwerk / Pedal (asymmetrisch) und den 3. mit Hauptwerk / Brustwerk / Pedal (symmetrisch). Der Kirchengemeinderat entschied sich für den letzteren, weil er, wenig Grundfläche beanspruchend, für das musikalische Zusammenwirken (Solisten, Posaunenchor) günstige Aufstellungsmöglichkeiten bietet. Da die Orgel für das beim Altar stehende Kruzifix einen ruhigen Hintergrund bilden sollte, wurden für den Prospekt Holzpfeifen gewählt, die durch eine leichte Tönung und Fräsung der Vorderblätter in sich dennoch lebendig wirken.

 

Große Sorge bereitete die Finanzierung. Die erste Disposition mit 15 Registern, der Raumgröße durchaus angemessen, erwies sich als unerschwinglich. Der Gedanke an ein elektronisches Instrument tauchte auf. Gründliche Informationen und mehrere Besichtigungsfahrten führten jedoch zu der Oberzeugung, daß auf die Länge der Zeit der Gemeinde mit einer Pfeifenorgel, auch wenn sie abschnittsweise gebaut werden muß, am besten gedient ist. Die Größe wurde auf 13 Register festgelegt, deren Dispositionen im Endausbau lautet:

 

Hauptwerk:

 

1. Holzflöte 8'

 

2. It. Prinzipal 4'

 

3. Waldflöte 2-

 

4. Hörnle 1 3/5' 8/9'

 

5. Mixtur Tremulant

 

Brustwerk:

 

6. Gedackt 8'

 

7. Rohrflöte 4'

 

8. Larigot 1 1/3' 1'

 

9. Prinzipal 2'

 

10. Zimbel 3-fach 1/2' Tremulant

 

Pedal:

 

11. Untersatz 16'

 

12 Oktavbaß 8'

 

13. Choralflöte 4'2'

 

Beim ersten Bauabschnitt war zunächst nur an die Aufstellung des Prospektes und an den Einbau des Brustwerkes (das im Schweller steht) gedacht. Die starke Spendenfreudigkeit der Gemeinde hat es aber erfreulicherweise ermöglicht, daß das Pedal gleich mitgebaut werden konnte. Schon dieser Teilausbau zeigt, welch herrlichen Klang die neue Orgel besitzt, sei es für zart-begleitende oder frisch-führende Aufgaben. Wenn im zweiten Bauabschnitt (der hoffentlich nicht allzulange auf sich warten läßt) das Hauptwerk vollends hinzukommt, wird Schornbach eine Orgel besitzen, an der sich fast die gesamte Literatur darstellen läßt. Schon mancherorts wurde eine neue Orgel zum Mittelpunkt des musikalischen Lebens eines Dorfes. Es bleibt zu hoffen, daß sich auch in Schornbach mit der neuen Orgel, die nun Sonntag für Sonntag die Gemeinde erfreuen wird, eine Pflege des reichen Erbes der Kirchenmusik verbindet.

 

 

Glocken

Drei Glocken zieren die Kirche. Die älteste Glocke in der geräumigen Glockenstube von der bedeutsamen Größe von 36 Quadratmetern im großen Steinturm mit Fachwerkaufbau stammt von dem berühmten Meister Pantaleon Sydier in Esslingen. Sie wurde im Jahre 1515 gegossen und hat ein Gewicht von ca. 650 kg. Bei einem Durchmesser von 1,05 Meter hat sie eine stattliche Größe für eine kleine Dorfkirche. Abgestimmt ist sie auf den Ton g'. Ihre Inschrift lautet: "In Sant Lux, Sant Marx, Sant Johannes und in Sant Matthaua er goss mich Pantlion Sydier zuo essling anno dom. 1515." Bei dieser großen Glocke sind die Henkel auf der Außenseite nach dem Muster eines gewundenen Seiles verziert, sonst hat sie keinen weiteren Schmuck.

 

Kirchenrat Schildge als Glockensachverständiger aus Stuttgart beurteilt die alte Glocke so: "im ganzen eine gute Glocke, die die Herkunft von einem berühmten

 

Meister nicht verleugnet. Die Glocke zeigt starke Geschlossenheit und Kraft".

 

(1.3.1947) Ebenfalls aus dem Jahre 1515 und von Meister Sydier stammte einst die kleinste Glocke, die im Jahre 1920 während des Läutens zersprang. Sie wurde umgegossen und 1921 zusammen mit einer zweiten Glocke, die als Ersatz für die 1917 abgelieferte Glocke neu angeschafft worden war, auf den Turm gehängt. Reichliche Spenden aus der Gemeinde und von nach Amerika ausgewanderten Gemeindegliedern hatten den Kauf ermöglicht. In der Glockengießerei Kurtz, Stuttgart, sind sie gegossen worden.

 

Diese beiden Glocken mit einem Gesamtgewicht von 450 kg wurden im Kriegsjahr 1942 wieder abgenommen.

 

Im Frühjahr 1950 kamen wieder zwei neue Glocken - ebenfalls gefertigt von Glockengießer Kurtz in Stuttgart - auf den Turm (siehe Bild). Beide Glocken sind in Bronzelegierung. Die b-Glocke wiegt 400 kg und die c-Glocke 280 kg. Dazu nocheinmal der Glockensachverständige: "Entscheidend für das Werturteil ist die Resonanz, die bei den beiden neuen Glocken als hochbefriedigend angesehen werden kann. Beide Glocken zeigen ein gutes Klangvolumen, sie klingen klar, bestimmt, markig und doch weich. Insbesondere die kleine Glocke kann als gute Glocke gewertet werden." (16. Mai 1950)

 

Ergänzend dazu noch den Zusatz von Schildge: "Das Geläute würde durch Zuguß einer kleinen vierten Glocke mit dem Ton es" 170 kg schwer, mit einem unteren Durchmesser von 0,65 Meter wesentlich verschönt und bereichert. Das Schornbacher Geläute wäre dann ein Quartett

 

g' b' c" es",

 

der Anfang des Chorals ,Herr Gott dich loben wir . . .'. "

 

 

Vom Dienst unserer Glocken 

Unsere Glocken sollen dem Lobe Gottes dienen. Sie wollen uns in den Dienst Gottes rufen, zur inneren Einkehr bringen und zum Gebet helfen. Sie wollen alle Menschen, die sie hören, daran erinnern, daß Gott auf sie wartet, und sie mahnen, daß sie in der "Zeit" die Gnade Gottes nicht versäumen.

 

Copyright:
Aus der Festschrift zur 500-Jahresfeier 1972
Zusammengestellt von K. Gutbrot und H. M. Golder.